Aktualizováno: 11.4.2006
Øád karmelitánù

650 Jahren
der Karmeliten in Prag

P. Matthäus Hösler, O. Carm.
(Ein Festwort, das am 2. Mai 1997 in Prag vorgetragen wurde.)

Als letzter der Mendikantenorden haben sich vor 650 Jahren die Karmeliten in Prag niedergelassen, fast 100 Jahre später als die anderen drei großen Bettelorden. Der heutige Tag soll uns an dieses Ereignis erinnern und zugleich die Geschichte der Karmeliten in Prag aufzeigen.

Die Gründung des Karmelitenklosters "Maria Schnee" in Prag.

Das Karmelitenkloster Prag ist eine Stiftung Kaiser Karls IV. Bei Regierungsantritt hatte Karl große Pläne: Unter anderem wollte er seine Hauptstadt großartig ausbauen und gestalten. Die erste seiner sieben geistlichen Stiftungen - zur Erinnerung an seine Krönung zum böhmischen König - war das Karmelitenkloster "Maria Schnee" vor der Stadtmauer der Altstadt. Seit 1346 scheint man den Bau des Klosters vorbereitet zu haben: am 29. März 1346 hatten die Karmeliten von Papst Klemens VI. die Erlaubnis erhalten, einen Platz zur Gründung eines Klosters in Prag, annehmen zu dürfen. Bereits zwei Tage nach Karls Krönung, fast ein Jahr vor der Gründung der Prager Neustadt, wurde der Grundstein zum Bau des Klosters gelegt. Die Schenkungsurkunde ist am 19. 11. 1347 in Nürnberg ausgestellt. Zuerst begnügte man sich mit dem Bau einer kleinen Kirche, die aber später abgebrochen wurde, südlich davon ging man an einen weit größeren Kirchenbau. Dieser Neubau sollte in gewaltigen Dimensionen ersetzen, er hätte nach Gesamtlänge und Gesamthöhe alle übrigen Klosterkirchen des Landes übertroffen. Allein schon der Chorteil, der heute noch den Franziskanern als Kirche dient, läßt sich die Großartigkeit der Planung erkennen. Dieser gewaltige Chor wurde unter dem Priorat des Hartman von Tachau errichtet. Unwillkürlich stellt man sich die Frage, wie kommt es, daß gerade den Karmeliten eine solche gewaltige Kirche errichtet werden sollte?

Den Wunsch nach Gründung eines Karmelitenklosters in Böhmen hatte die Deutsche Provinz der Karmeliten. Diese umfaßte damals 35 Konvente. Schon auf dem folgenden Generalkapitel 1348 zu Metz wurde die Provinz Alemannia geteilt: in eine Alemania inferior und Alemania superior. 19 Konvente kamen zur Niederdt. Provinz, 16 zur Oberdt. Provinz, darunter der neugegründete Konvent Prag. Die neue oberdeutsche Provinz gründete noch im 14. Jahrhundert ein Dutzend Klöster, so daß unter dem Provinzial Heinrich Gräfenberger die Zahl der oberdeutschen Konvente auf 30 stieg.

Mit Hilfe des Königs Karl und seiner Gemahlin Blanca machte der Ausbau des Prager Klosters gute Fortschritte:

Leider sollte diese verheißungsvolle Entwicklung nicht lange dauern: Zum großen Leidwesen des damaligen Provinzials kommt Böhmen 1411 zur neuerrichteten Provinz Sachsen-Böhmen-Polen. Dazu kam: Durch die hussitischen Auseinandersetzungen gab es neue große Schwierigkeiten und Rückschläge und schließlich eine Katastrophe. Schon im Jahre 1412 mußten die Karmeliten ein schreckliches Anzeichen der Hussitenstürme über sich ergehen lassen. Damals drang der Mag. Hieronymus von Prag mit anderen Gesinnungsfreunden in die Klosterkirche ein und erbrach die Reliquienschreine, warf ihren Inhalt auf den Boden und ließ sie mit Füßen treten. Bei dieser Gelegenheit scheint es den Karmelitenprediger P. Nicolaus besonders getroffen zu haben: er wurde an Händen und Beinen gebunden, in die Moldau geworfen, konnte jedoch durch einen Fischer mit dem Kahn gerettet werden. Vielleicht war das Vorgehen gegen den Prediger durch eine Predigt des Paters veranlaßt worden.

Zu dieser Zeit haben die Karmeliten wohl kaum das verhängte Interdikt beachtet und aus Angst vor König Wenzeslaus und seinen Beamten weiterhin hl. Messen in ihrer Kirche und an anderen Orten gefeiert. Deshalb erbittet Prior Johannes für sich und seinen Konvent Dispens von Pp.Johannes XXIII. In einer Bulle vom 27. 9. 1413 wird der Abt von St.Ambrosius beauftragt, die Karmeliten loszusprechen. Als 1415 Hus und seine Anhänger mit dem Interdikt bestraft wurden, traf dieser Schlag aber auch seine Gegner. So mußten am 6. 8. 1417 einige Karmeliten und Dominikaner absolviert werden, die das vom Metropolitankapitel verhängte Interdikt übertreten hatten. Gewarnt durch die vorhergehenden Ereignisse brachten die Karmeliten für jeden Fall ihre Pretiosa in Sicherheit: von Prag nach Wien. Als dann 1420 der Sturm losbrach, haben sich die Brüder in alle Winde zerstreut. Wohin sie sich begeben haben, läßt sich bis heute nicht feststellen. Sicherlich sind einige nach Wien gegangen, wie z.B. der spätere Prior P.Wenzel Grandis. Andere scheinen nach Polen geflüchtet zu sein.

Die Kirche Maria Schnee wurde geplündert. Der Klosterstürmer Johann von Selau schlug hier seine Kanzel auf. Fast 20 Jahre dauerte das Exil der Karmeliten. Auf dem Konzil von Basel, ernannte der Ordensgeneral Johannes Faci P. Wenzel Grandis zum neuen Prior von Prag und beauftragte ihn, die geretteten Sachen in Gegenwart des Wiener Bürgers Konrad Nottinger und des Wiener Propstes und anderer Zeugen vor einem Notar inventarisieren zu lassen. Sollte eine Rückkehr nach Prag noch nicht möglich sein, so möge der Wiener Prior ihm und seinen Brüdern noch weiterhin Gastfreundschaft gewähren. Wann und wieviele Brüder zurückkehrten, ist nicht überliefert.

Als wenige Jahre später nach Aussterben der schlesischen Herrscher Schlesien unter die böhmische Krone kommt, da gibt es eine interessante Zuständigkeitswende: 1441 u. 1443 nehmen nämlich die Prioren der böhmischen Konvente (Prag und Tachau) am Provinzkapitel der Oberdeutschen Provinz teil. Das Generalkapitel 1444 zu Chalons/ s.Saons unterstellt die Konvente Böhmens wiederum der Jurisdiktion des sächsischen Provinzials.

In den folgenden Jahrzehnten ist trotz anfänglichen Schwierigkeiten eine stete Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen. Jäh unterbrochen wurde diese Entwicklung durch die hussitenfreundliche Haltung König Georg Podebrads. Abermals mußten die Karmeliten ihr Kloster verlassen. Vielleicht wurde ein Teil von ihnen in dem neuen Kloster zu Chiesch und in Rabenstein, das den Karmeliten von den Grundherren und Patronen Johann Burian, Wolfgang und Theodor von Guttenstein als Pfarrbenefizium aufgenommen. Erst 1498 konnten Brüder aus Rabenstein nach Prag zurückkehren.

Die aufkommende protestantische Reformation führte zum Verfall des Klosters. Der Nachwuchs ging rapide zurück. Nur noch aus Polen kam Personalzuwachs. Polnische Brüder übernahmen immer mehr die Leitung des Konvents. Der Niedergang war nicht mehr aufzuhalten. Um 1570 dürfte der Konvent ausgestorben sein.

Versuche das Kloster "Maria Schee" zurückzuerhalten.

Von Bemühungen der Karmeliten, ihr Kloster "Maria Schnee" wieder zu gewinnen, wird erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts berichtet. Bei der Visitation der polnischen Provinz 1603 machte der Ordensgeneral Henricus Sylvius (1598 – 1612) schon auf seinem Weg nach Polen Station in Prag. Er hoffte, den Konvent für den Orden zurückzuerhalten. In Prag angekommen, konnte er sich weder an den Kaiser noch an den Erzbischof wenden, beide waren nicht anwesend. So verschob er die Angelegenheit bis zu seiner Rückkehr aus Polen. In Prag angekommen, erfuhr der Karmelitengeneral, daß in der Zwischenzeit (8. 11. 1603) Konvent und Kirche den Franziskanern übereignet worden waren. Sieben Tage blieb er in Prag, um beim Kaiser eine Audienz zu erhalten. Vergebliches Warten! Da der Aufenthalt im Gasthaus zu teuer kam, reiste der General ab, nicht ohne in einem Brief den Staatssekretär Kardinal Aldobrandini sein Anliegen zu empfehlen (Prag, 24. 11. 1603). In Prag läßt er den italienischen Karmeliten P. Jakobus Romandiola - auch Fontana genannt, - Prior von Jaslo, zurück, damit dieser als sein Vertreter weiterhin mit den zuständigen Stellen verhandle.

Kardinal Aldobrandini empfahl die Sache der Karmeliten dem neuen Nuntius in Prag Ferrerius und bat ihn, beim Kaiser für sie einzutreten. In Rom ging der Generalprokurator des Ordens den Kardinal Dominicus Pinelli - den Kardinal-Protektor des Ordens - um sein Hilfe an. Er bat ihn, einen Brief an Fürst Friedrich von Fürstenberg, den Obersten Kanzler, zu schicken, damit er für Karmeliten beim Kaiser eintrete. P. Jakobus Fontana in Prag versuchte immer wieder, den alten Konvent zurückzuerhalten, aber er hatte wenig Erfolg. Überall fand er Desinteresse. Auch Erzbischof Sbignerus zeigt wenig Freude an der Rückkehr von Karmeliten: seiner Ansicht nach sei Kloster und Kirche "Maria Schnee" durch die Schuld der Karmeliten verloren gegangen; man solle sich beim Kanzler von Böhmen um eine andere Kirche und einen andere Ansiedlung bemühen. Dem P. Fontana warf er Ungebührlichkeit und Dreistigkeit (insolentia et protervia) vor. Im April 1604 machte auch der Nuntius den Vorschlag, den Karmeliten eine andere Kirche zu geben, entweder Hl. Kreuz in der Alt-Stadt oder St. Apollinaris in der Neu-Stadt. P. Jakobus Fontana vermochte trotz großer Bemühungen nicht viel erreichen; er starb in Prag und wurde in der Kirche der Kapuziner begraben.

St. Gallus wird an die Karmeliten übertragen

Erst 20 Jahre später kommt es zu einem neuen Versuch, einen Konvent in Prag wiederzuerrichten. Auf seinem Weg zum Generalkapitel 1625 in Rom nahm der polnische Karmelit P. Sigismund Gdowski in Prag Aufenthalt. Hier lernte er den späteren Olmützer Bischof Johann Ernst Platei kennen, der ihn mit Erzbischof von Harrach bekannt machte. P. Sigismund war ein eifriger Priester, ein geisterfüllter Prediger. In St. Gallus, St. Martin, St. Michael, St. Castulus und Hl. Kreuz verkündete er das Wort Gottes. Der Ordensgeneral Gregorius Canali ernannte ihn am 28. Mai 1625 zum Generalkommissar für Böhmen mit den Auftrag, die verlorenen Konvente in Böhmen wieder zurückzugewinnen.

Als er vom Kaiser und Erzbischof die Kirche St. Gallus für den Orden erbat, gab es keine Einwendungen dagegen. Am 27. 4. 1627 wurde St. Gallus den Karmeliten von Kaiser Ferdinand II. übergeben. Schon am 25. 3. 1627 zogen die Karmeliten in das Pfarrhaus ein: P. Sigmund Gdowsky, ein Littauer P. Ambrosius Barducius und P. Sebastian Tazimirsky, dazu der Diakon fr. Elias Chojnovsky aus Siebenbürgen und der Bruder fr. Albrecht Bresky.

Aus der Niederdeutschen Provinz wurde der Kleriker fr. Johannes Hoffmann von P. General nach Prag geschickt. Am 30. 8. 1628 ernennt P. General Canalis P. Sigmund Gdowsky abermals zum Generalkommissar für Böhmen und beauftragt ihn, die alten Karmelitenklöster in Böhmen zurückzugewinnen. Doch dann kam die große Enttäuschung: P. Sigmund verließ den Orden und trat bei den Unbeschuhten Karmeliten ein.

P. General hält es für opportun als Ausweg, nun italienische Karmeliten nach Böhmen zu senden. Gleich anderen Orden in Böhmen, sollten und wollten damit auch die Karmeliten ihre Probleme so lösen.

Am 10. 3. 1629 wurde Mag. P. Bonaventura Tanzarella zum Generalkommissar ernannt. Mit ihm kamen noch andere Italiener nach Prag: P. Bartholomäus Giorgi, P. Mauritius Rosinati, P. Teofilus Paolucci. Doch Erfolge stellen sich nur langsam ein. Am 9. 2. 1638 konnte der Prager Weihbischof den Hochaltar in St. Gallus zur Ehre der Muttergottes vom Berge Karmel und des Propheten Elias weihen. Einheimische junge Mitbrüder traten nur wenige ein. Als Tanzarella 1638 nach Italien zurückkehrte, wird an seine Stelle Mag. P. Augustinus Biscaretus zum Generalkommissar in Böhmen ernannt. Am 15. 11. 1638 befürwortet die S. C. de Propaganda Fide die von ihm erbetenen Fakultäten. Er soll sich damit an das Hl. Officium wenden. Doch die Pest 1639/40 rafft ihn und andere Brüder hinweg. Am 18. 2. 1640 wird Mag. Alexander Koslinsky zum Generalkommissar ernannt, doch es ist unklar, ob er sein neues Amt angetreten hat. Sein Nachfolger als Generalkommisar ist noch einmal ein Italiener: P. Leonardus Leria, er kommt 1643 nach Prag. Von der Generalkongregation der S. C. de Propaganda Fide hatte er ein Empfehlungsschreiben an Kardinal von Harrach, dem Erzbischof von Prag erhalten. Dieser Kommissar bemühte sich vor allem um die Rückgewinnung des Konvents und seiner Besitzungen in Tachau. Baron Johann Philipp Husman, der Besitzer der Herrschaft Tachau, ging teilweise auf die Bitten der Karmeliten ein und erstattete dem Orden einige Besitzungen, deren Übereignung aber nicht in die böhmische Landtafel eingetragen wurden. Am 3. 6. 1647 berichtete Mag. Leria über die Bekehrung von über 100 Häretikern, darunter Baron Vieslaus Ciambelischi, der sich für die erhaltene Ehedispens bedankte. Im Frühjahr 1648 kehrte er nach Rom zurück. Am 22. 3. 1649 wurde er zum Bischof von Minori (Süditalien) ernannt.

Die Oberen und die Brüder versuchten das Beste. Doch die Zeitverhältnisse (Dreißigjähriger Krieg!) verhinderten den Erfolg ihrer Arbeit. Nach Ende des 30.-jährigen Krieges änderte sich manches bei den Prager Karmeliten: im Dezember 1648 begab sich P. Gabriel ab Annuntitatione, ein Belgier, der die Tourainer Reform in die Oberdeutsche Provinz eingeführt hatte, nach Prag, um den Konvent für die Tourainer Reform zu übernehmen. Er findet eine trostlose Situation vor: Der Konvent besteht nur aus zwei oder drei polnische Priestern und einen böhmischen Diakon. Die anderen Patres waren zur Verwaltung von Pfarreien freigestellt. Die finanzielle Situation war miserabel: die Silberlampen und die Monstranz waren verpfändet! Der Einsatz des P. Gabriel ab Annuntiatione brachte bald eine Besserung der Verhältnisse. Schon 1654 stiftete Kaiser Ferdinand III. 8.000 fl. für den Kauf des Grundes zur Errichtung eines neuen Klosters. Die Auszahlung dieser Summe ließ freilich auf sich warten. Erst 1664 glückte es dem Prior Johannes a S. Bernardo den Grund für 10.000 fl. zu kaufen. Das Definitorium 1664 erlaubte, das Kapital von 6.000 fl, das bis dahin bei der "Neustadt" lag, zu verwenden, aber bei nächster Gelegenheit wieder anzulegen.

Erst am 21. 9. 1671 fand die Grundsteinlegung statt: In Gegenwart des Burggrafen Bernhard Ignaz von Martinez nahm Erzbischof Matthäus Ferdinand die Segnung des ersten Steins vor. Als Architekten waren tätig Johannes Dominikus von Orsy und der Italiener Martin Surago. Soviel zum Bau der Kirche S. Gallus.

Auch der interne Konvent Prag erlebte eine Blütezeit, die bis zu seiner Auflösung durch Kaiser Josepf II. andauern sollte. Ein Bericht über das religiöse Leben im Kloster nach Einführung der Reform z.B. über die Pflege des Gebetes, über Übung der Askese, usw. wäre sehr interessant. Aber wer zeichnet einen in Regeltreue und Gottesdienst gelebten Alltag auf?

Mit großem Eifer und gewissenhafter Sorgfalt war man in der Seelsorge tätig. Der jeweilige Prior war auch Pfarrer der St. Gallus-Pfarrei. Besonders nahm er sich der Verkündigung des Wortes Gottes an. Es gab einen eigenen Sonntags- wie auch einen Festtagsprediger für die tschechische und für die deutsche Nation. In auswärtigen Pfarreien leistete man Aushilfe, vor allem an höheren Festen. Ihre Gottesdienste pflegten die Karmeliten in aller Festlichkeit zu halten. Zum Skapulierfest wurden Gäste aus dem Welt- und Ordensklerus eingeladen.

Auch das Studium nahm einen großen Aufschwung. Seit Einführung der Reform war durch die Reform-Konstitutionen eine Ausbildung an den Universitäten verboten. Die Ausbildung der jungen Mitbrüder geschah im Hausstudium. Neben den Konventen in Straubing und Würzburg war auch der Konvent Prag Sitz eines solchen Studiums. Die Philosophie wurde in zwei Jahren, die Theologie in vier Jahren absolviert. Die Leitung des Studiums lag in den Händen des Regens Studiorum. Fähige Patres waren Hilarius ab Omnibus Sanctis, Sebaldus a S. Christophoro und Julianus a S. Basilissa, die mit der Leitung des Prager Studium betraut waren. Ein Zeichen für die gründliche Ausbildung sind die Disputationen, die gewöhnlich in der Kirche St.Gallus stattfanden. Dabei wurden Thesen aus den verschiedenen Gebieten der Philosophie und Theologie verteidigt. Solche Thesen hat man oft schon vorher ausgedruckt und an die anwesenden Gäste verteilt. Es war üblich, die in der Disputation erörteten Thesen wurden auch in Buchform zu veröffentlichten.

Das Kloster St. Gallus wurde am 24. 9. 1785 durch die Regierung Kaiser Joseph II. aufgelöst. Der Beschluß lautete: "Das Karmelitenkloster bei St. Gallus in Prag ist aufzuheben; die Geistlichen sollen in andere Klöster verteilt werden oder in der Seelsorge Verwendung finden." Mit einem Schlag waren die Prager Karmeliten wie die anderen Ordensleute heimatlos. Sie mußten das Klosters verlassen. Die Patres, die noch dazu fähig waren, wurden in der Seelsorge verwendet. Die anderen erhielten eine Pension. Am meisten betreffen waren die Laienbrüder, die nur schwer eine Unterkunft fanden. Zugleich wurde auch das Kloster Chiesch (Chyše) aufgelöst. Das segensreiche Wirken der Karmeliten an beiden Orten und der Umgebung hatte ein jähes Ende gefunden.

Ein neuer Beginn in dem zwanzigsten Jahrhundert

Erst 1908 übernahmen die Karmeliten auf Drängen von Baron Dalberg die Pfarrei Kostelní Vydøi (in damaligem Bezirk Daèice). 1922 wurden die Konvente des Österreichischen Kommissariats und damit auch der Konvent Kostelní Vydøí mit den Konventen des Bayerischen Vikariats zur Oberdeutschen Karmelitenprovinz vereinigt; aber nach Abschluß des Tschechischen Konkordates mit dem Vatikan kam der Konvent unter die unmittelbare Jurisdiktion von P.General. Einheimische Kräfte traten ein und es bestand Hoffnung auf eine günstige personelle Entwicklung. Die Nazizeit und die Auflösung der Klöster durch die kommunistische Regierung (1951) verhinderten alles.

Erst die Einführung der Demokratie 1989 führte zu einem Neubeginn. Die Generalkurie errichtete die böhmisch-mährische Delegation. Kostelní Vydøí wurde Noviziatskonvent. Die Kleriker besuchen die theoligische Fakultät in Olmütz. Seit neuesten haben wir auch ein Haus in Prag-Liboc. Die Mitbrüder haben die verschiedensten seelsorglichen Aufgaben übernommen. Besonders erwähnen möchte ich den Verlag, den sie gegründet haben. So haben sie versucht, den Hunger nach geistlichen Nahrung zu stillen.

Ordensleben ist altmodisch, hat unserer Zeit nichts mehr zu sagen, sagen manche Kritiker auch heute wieder. Mit einer dt. Professorin möchte ich darauf antworten: Ordensleben ist so altmodisch, wie die Kirche alt und modisch ist. So wünsche ich den tschechischen Mitbrüdern, daß Ihre Arbeit weiterhin vom Segen Gottes reichlich gesegnet sei. Mit einem alten lateinischen Glückwunsch möchte ich es ausdrücken:

VIVAT, CRESCAT, FLOREAT.

 












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